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Die Intrigen von Fatah
Die Kollaborateure mit dem israelischen Besatzer sind unter uns.

Ein Palästinenser, der in einem Flüchtlingslager im Norden von Gaza lebt, berichtet über die aktuelle Situation. Die Stimme, die hier spricht, ist die von einem jungen palästinensischen Bäcker, der bei den letzten Wahlen für Hamas gewählt hat, mit der Hoffnung dass Hamas erreicht das Leiden seines Volkes zu erleichtern. Wir denken, dass diese Zeugenaussage auf aufrichtige Art das widerspiegelt, was ein breiter Teil der Bevölkerung von Gaza empfindet und dass sie uns helfen kann, unsere voreingenommene Sichtweise auf die dortige Situation zu überdenken.

11. Juni 2006 | - : Gaza Israel Palästina Kriegsverbrechen


"Präventive Sicherheitskraft" von Mahmoud Abbas (IMEMC)

Silvia Cattori : Vor einigen Wochen sagten Sie uns, wie sehr Sie die Destabilisierung Ihrer Gesellschaft durch die Männer der Sicherheitskräfte, die von Mohammed Dahlan geleitet werden, befürchteten. [1] Hat sich die Situation seitdem noch verschlimmert?

Hischam : Ja, es ist schwierig, sehr schwierig. Besonders seit dem letzten Massaker an Frauen und Kindern am Strand. Leider töten die Israelis jeden Tag Zivilisten hier im Gazastreifen und im Westjordanland. Normalerweise spricht niemand darüber. Wenn es aber passiert, wie am vergangenen Freitag, und ihr Verbrechen zu sichtbar wird und sich Proteste erheben, beeilen sich die Militärsprecher, zunächst zu sagen, dass Experten eine Untersuchung durchführen werden und sie entschuldigen sich mitunter. Danach widerrufen sie ihre Aussage, verbreiten Zweifel, sagen, dass wahrscheinlich nicht von ihren Posten aus gefeuert wurde, um schließlich die Verantwortung auf Hamas und auf die Opfer abzuschieben. Schon immer haben sie so ihre Verbrechen maskiert und die öffentliche Meinung getäuscht. Niemals haben wir die Ergebnisse ihrer Untersuchungen gesehen. Niemals wurden die Verbrecher verurteilt, die bereits Tausende Kinder getötet und zig Tausend andere verletzt haben. Niemals reagieren ihre Regierungen mit Entschlossenheit auf die Brutalitäten, die uns Israel widerfahren lässt.

Silvia Cattori : Empfinden Sie die Nichtanerkennung dieser Massaker und die Ablehnung Israels, die Opfer anzuerkennen, als einen Angriff?

Hischam : Natürlich. Sie schaffen es immer, ihre Verbrechen zu ihren Gunsten zu wenden. Sie haben die Unterstützung der Vereinigten Staaten, wie entsetzlich die Verbrechen auch immer sind, die sie begehen. Sie werden festgestellt haben, dass Bush das einzige Staatsoberhaupt im Westen ist, das diese Massaker nicht verurteilt hat. Die Vereinigten Staaten haben lediglich wiederholt, dass die Israelis Anspruch auf Selbstverteidigung haben! Aber es handelt sich um Kriegswaffen, die gegen Zivilisten benutzt wurden. Wir haben keine Rechte: weder das, beschützt zu werden, noch das, uns selbst zu verteidigen.

Silvia Cattori : Nach dem Blutbad hat Ehud Olmert gesagt, dass Israel die "moralischste Armee der Welt" habe und der Armeechef hat behauptet, dass die Granaten, die auf den Strand gefeuert wurden, ein Gegenschlag als Antwort auf palästinensische Raketen waren?!

Hischam : Ein Gegenschlag als Antwort auf was? Auf welchen moralischen Wert kann sich die israelische Armee wirklich berufen? Sie haben seit Jahren nie aufgehört uns anzugreifen und uns zu töten! 16 Monate lang hat Hamas den in Kairo unterzeichneten Waffenstillstand respektiert und keine Raketen abgefeuert. Was die handgefertigten Raketen betrifft, so sind sie keine Gefahr für die israelische Sicherheit, aber es ist eine Art für die Palästinenser, den Kopf hoch zu halten und zu sagen: “Wir ergeben uns nicht.“

Silvia Cattori : Was empfinden Sie dabei, völlig der Gnade einer unbesiegbaren Macht ausgeliefert zu sein?

Hischam : Sehr große Schmerzen. Seitdem die militanten Mitglieder von Hamas erklärt haben, dass der Waffenstillstand aufgehoben wurde, sind die Leute ein wenig erleichtert.

Silvia Cattori : Aber Hamas, die nur einige lächerliche Gewehre besitzt, wird keine Chance haben, dem zu entkommen! Wenn die Palästinenser Israel mit bewaffneten Maßnahmen trotzen, wird dann nicht Israel mit verstärkter Brutalität antworten?

Hischam : Die Bevölkerung geht davon aus, dass sie nach allem Leiden und den Entbehrungen, die durch Israel auferlegt wurden, nichts mehr zu verlieren hat. Wir haben nur unser Leben. Das palästinensische Volk ist entschlossen, sein Leben für Palästina und Jerusalem zu opfern. Mit den Angriffen ist Israel erfolgreich gewesen, es hat erreicht, was es wollte: Hamas zur Konfrontation herauszufordern.

Silvia Cattori : Sie wollen damit sagen, dass Hamas keine Wahl gehabt hat? Dass Hamas wegen der Bevölkerung, die nach Rache verlangt, reagieren musste?

Hischam : Die Leute sind aufgebracht. Sie können nicht mehr ohne Reaktion ertragen, wie die Israelis die Erniedrigungen und die Massaker an ihren Kindern fortsetzen. Deshalb ist es positiv aufgenommen worden, als die Ezzedine-al-Kassam-Brigaden angekündigt haben, dass sie das Blutbad rächen werden.

Silvia Cattori : Sie sind durch Verluste und Leiden klug geworden und sie wissen genau dass sie solch einer Kriegsführung nichts entgegensetzen können, denn sie haben weder die Waffen noch die Mittel zurückzuschlagen.

Hischam : Die Palästinenser haben keinen anderen Weg. Hin und wieder gibt es einige Erfolge.

Silvia Cattori : Gibt es keine anderen Kampfmittel, damit man sie anhört?

Hischam : Andere Mittel? Aber welche Mittel? Wie können wir uns gegen die israelische Barbarei verteidigen? Wir haben nur unsere Körper als Waffe, um uns gegen die israelischen Streitkräfte zu verteidigen. Wir können uns nur selbst in die Luft sprengen. Möchten Sie, dass wir zulassen, dass Israel uns tötet, tötet, ohne dass wir jemals etwas dagegen sagen und ohne zu reagieren? 16 Monate lang hat Hamas keine Selbstmordeinsätze in Israel begangen. Die Israelis haben aber nie aufgehört, hierhin zu kommen, um uns zu provozieren, uns zu ermorden. Trotz der Tatsache, dass die Siedler den Gazastreifen verlassen haben, konnten wir uns nie von den Israelis befreien. Sie sind immer noch mit Panzerkolonnen im ganzen Gazastreifen anwesend, mit Dronen, mit F16, mit Helikoptern, die über unseren Köpfen ihre Runden drehen, und mit Kriegsschiffen. Sie haben in den letzten Monaten Tausende von Bomben über Gaza abgeworfen. Und sie werfen weiterhin Schallbomben ab, die einen unerträglichen Lärm machen und die unsere Kinder Tag und Nacht erschrecken.

Silvia Cattori : Ist das Referendum nicht eine Idee der Vereinigten Staaten, um Mahmoud Abbas [2] zu helfen, die Hamas-Regierung zu schwächen?

Hischam : Die Führungskräfte der Hamas haben dieses Referendum als "Staatsstreich" bezeichnet. Es ist sicher, dass Fatah versucht, Hamas aus dem Parlament und der Regierung zu zwingen.

Silvia Cattori : Laut einer Umfrage, die von den Vereinigten Staaten finanziert wurde, wären 85% der Palästinenser mit diesem Referendum einverstanden. Ist das wahr?

Hischam : Diese Umfrage ist nicht glaubwürdig. Abed Al-Khalek Al-Natsha von Hamas und Bassam Al-Saadi vom Islamischen Jihad, die von den Gefangenen dieses Dokument unterzeichnet hatten, haben ihre Unterschrift zurückgezogen. Sie haben nicht akzeptiert, dass Abbas diesen Text aus dem Zusammenhang nimmt und damit die Hamas-Regierung erpresst. Wenn Abbas darauf besteht, dieses Referendum aufrecht zu erhalten, wird er seinem Volk einen fürchterlichen Stoß bereiten und Israel den Sieg bringen.

Silvia Cattori : Aber hat Israel nicht verlauten lassen, dass es dieses Referendum nicht unterstützt?

Hischam : Sie sagen, dass sie gegen das Referendum sind und hoffen darauf, dass wir mit Ja wählen werden. Wenn Abbas auf diesen Weg besteht, wird Israel der alleinige Gewinner in dieser Geschichte sein. Das Ziel der israelischen Regierung besteht darin, uns zu einem Bürgerkrieg zu führen.

Silvia Cattori : Also kann dieses Referendum das Volk spalten?

Hischam : Es ist bereits passiert. Das Volk ist schon gespalten und hat leider heute einen neuen Feind: Fatah, die ihre Wahlniederlage nicht verdaut hat.

Silvia Cattori : Glauben Sie, dass die Menschen, die in großer Armut sind, mit Ja wählen werden, falls das Referendum abgehalten wird?

Hischam : Aber für was können sie wählen? Für die UN-Resolutionen? Es ist eine Katastrophe, von den Leuten zu verlangen, für oder gegen eine internationale Resolution zu wählen! Diese Resolutionen können nicht Verhandlungen unterliegen oder Erpressungen. Ich glaube nicht dass diese Wahl abgehalten wird. Entweder akzeptiert Abbas, mit Hamas einen Dialog zu führen, oder es wird zu einem Bürgerkrieg kommen. Zu diesem extremen Punkt wird Abbas, der vom amerikanischen Konsul Jack Wallace beraten wurde, sein Volk führen, wenn er darauf beharrt, dieses Referendum abzuhalten.

Silvia Cattori : Kann man in Betracht ziehen, dass die Blutbäder, die von Israel in einer kritischen Zeit begangen wurden, eine Art und Weise sind, sich in ihre Angelegenheiten einzumischen, um die Spannung zu verstärken?

Hischam : Ja, man kann es schon glauben. Das Ziel, das Israel versucht, durch diese wiederholten Massaker zu erreichen, ist die Frustration der Bevölkerung zu steigern und damit zu erreichen, den Widerstand zu provozieren. Seit mehr als einem Jahr führt Israel Operationen durch, um Hamas zur Konfrontation herauszufordern.

Silvia Cattori : Alle internationalen Organisationen haben sich den Forderungen von Israel und den Vereinigten Staaten unterworfen, keine Verbindung mit Hamas zu pflegen. Die palästinensischen Banken haben sogar Einschränkungen auf die Konten der Hamas- Minister und der Hamas-Abgeordneten gelegt. Andererseits erhält die palästinensische Autonomiebehörde, die die Macht im Januar verloren hat und die das Wohlwollen des Westens genießt, weiterhin ihr volles Gehalt. Ist das wahr?

Hischam : Es ist Geld, das dem palästinensischen Volk gestohlen wurde. Abbas ist ebenfalls dabei, mit Erlaubnis von Israel, dem Besatzer, der uns täglich massakriert, die Ausbildung einer Armee von 10 000 Männern zu finanzieren.

Silvia Cattori : Was halten Sie davon, dass Israel angekündigt hat, Waffen an Abbas zu liefern, um gegen die Hamas-Miliz zu kämpfen?

Hischam : Offiziell rechtfertigt Israel diese Armee mit der Notwendigkeit, die Sicherheit der Präsidentschaft zu gewährleisten. Die Mitglieder von Fatah denken nur an eine Sache: sich abzusichern und wieder - gegen den Willen ihres Volkes - an die Macht zu kommen. Trotz der Tatsache, dass die internationale Gemeinschaft Hamas boykottiert, gewähren die Palästinenser Hamas weiterhin ihr Vertrauen. Wir hoffen, dass Europa bald verstehen wird, dass der Wille eines Volkes stärker ist als der Wille Europas, uns die Leute von Fatah aufzudrängen, die im Interesse von Israel handeln. Es wäre das Schlimmste, was uns passieren kann.

Silvia Cattori : Warum konzentrieren sich die Spannungen besonders im Gazastreifen?

Hischam : Im Gazastreifen befindet sich heute die Mehrheit der Minister. Die Hauptstadt der palästinensischen Autonomiebehörden ist nicht mehr Ramallah. Aber Abbas hat abgelehnt, dass die Hamas-Regierung die Sicherheitskräfte kontrolliert. Er hat bewilligt, dass Dahlan sich dieser Kräfte bedient, um auf die Hamas-Regierung zu schießen und im Anschluss Hamas verboten, sich zu verteidigen. Genau so sieht es aus! Das Volk wird das Fatah nie verzeihen.

Silvia Cattori : Solch eine Versessenheit gegen Hamas, die bis gestern bereit war, einen Dialog zu führen, kann auf der politischen Ebene nur schwer gerechtfertigt werden.

Hischam : Die Mitglieder der Fatah wissen, dass, wenn sie Hamas regieren lassen, sie den Beweis ihrer Effizienz erbringen wird und dass Fatah, die als schlecht eingeschätzt wird, nicht mehr an die Macht kommen kann.

Silvia Cattori : Ist Abbas nicht eine Geisel der Destabilisierungspolitik geworden, die von Washington beschlossen wurde?

Hischam : Wir wissen, dass Abbas, Erakat, Dahlan, Rabbo, Joubril usw. eng mit Israel und den Vereinigten Staaten zusammenarbeiten. Die Vereinigten Staaten und die arabischen und europäischen Regierungen haben zuerst geglaubt, dass, indem sie die Hilfszahlungen für den Unterhalt der Autonomiebehörde der Hamas verweigern, sich die Palästinenser schnell gegen diese Regierung auflehnen würden, die sie gewählt haben. Aber das Gegenteil ist eingetreten. In diesen letzten Tagen hat die Bevölkerung ihre Unterstützung für Hamas manifestiert und sie verlangt von Fatah, sich in die Einheit zu begeben.

Silvia Cattori : Wenn Sie über die Schwierigkeiten sprechen, die die Palästinenser bewältigen müssen, merkt man, wie betrübt Sie sind. Man fühlt auch Ihre starke Zuneigung und Achtung für dieses gepeinigte Volk, welches Sie als tapfer und kampfbereit beschreiben, sogar jetzt, inmitten der schlimmsten Unglücke.

Hischam : Nie werden die Palästinenser den Willen auf Leben und den Willen auf die Befreiung ihres Landes verlieren.

Silvia Cattori : Jedoch ist die aktuelle Situation Schrecken erregender als alles zuvor. Müssen Sie nicht von nun an drei Feinden gegenübertreten: den Maßnahmen der internationalen Gemeinschaft, den Bedrohungen von Abbas und den Bedrohungen des Besatzers?

Hischam : Die internationalen Maßnahmen befürchten wir nicht zu sehr; man kann sie überwinden und damit zurecht kommen. Die Bedrohungen von Israel kennen wir: Israel ist seit einem Jahrhundert unser Feind. Aber was unerträglich für uns ist, ist zu wissen, dass unsere Brüder, die Fatah-Mitglieder, ein neuer Feind sind.

Silvia Cattori : Israel vergießt jeden Tag ihr Blut. Aber was sie am meisten befürchten, scheint die Vorstellung zu sein, dass Fatah sie in Richtung eines Bruderkrieges drängen könnte?

Hischam : Leider, ja. Es wäre für uns die schlimmste Katastrophe. Sie sind unsere Vettern, unsere Freunde. Ich habe Familienmitglieder auf beiden Seiten. Ich will nicht sehen, wie sie sich gegenseitig töten. Hamas konnte bis jetzt ihre Besonnenheit bewahren. Hamas hat alles getan, um zu vermeiden, in die Fallen von Fatah zu geraten. Aber Hamas kann nicht endlos das Schlimmste vermeiden.

Silvia Cattori : Aber wie könnten denn Palästinenser ihre Waffen gegen andere Palästinenser benutzen?

Hischam: Sie müssen wissen, dass die Mitglieder der Fatah die Leute kaufen. Es ist ziemlich einfach, wenn es so viel Armut gibt. Seit Monaten geben die Vereinigten Staaten das Geld aus, welches notwendig ist, um Hamas zu stürzen. Israel und die Vereinigten Staaten haben damals im Februar angekündigt, dass sie alles tun würden um Hamas daran zu hindern, zu regieren. Das Geld, das von den Vereinigten Staaten ausgegeben wird, geht in die Tasche von Leuten wie Dahlan. Die Milizen, die seit Monaten Zwischenfälle verursachen und Militante von Hamas und vom Jihad töten, werden von diesem Geld bezahlt. Dahlan, der aus einer Flüchtlingsfamilie stammt, machte sein Vermögen mit unterschlagenem Geld. In der Vergangenheit hat er zahlreiche Hamas-Militante inhaftiert, gefoltert, getötet. Heute fährt er in einer gepanzerten Limousine herum, beschützt durch eindrucksvollere Konvois als jene von Abbas. Er ist ein Vertrauensmann, ein Verbündeter für Abbas.

Silvia Cattori : Hat Dahlan Angst, von Hamas-Mitgliedern angegriffen zu werden?

Hischam : Nie werden die Mitglieder vom Hamas Dahlan angreifen. Die Hamas- Militanten betrachten den israelischen Besatzer als Feind des palästinensischen Volkes.

Silvia Cattori : Israel ist bereit, Furcht einflößende Pläne auszuführen, um im Gazastreifen einzugreifen. Haben sie keine Angst?

Hischam : Die Militanten haben keine Angst, ermordet zu werden. Alle Widerstandskämpfer wissen, dass sie früher oder später ermordet werden. Sie wissen, dass es ihr Weg ist. Der Weg der Loyalität gegenüber ihrem Volk, das leidet und nach Justiz verlangt.

Silvia Cattori : Sieht das Volk wirklich deutlich, dass zum israelischen Besatzer nun auch noch zwei weitere Lasten hinzugekommen sind? Die internationale Gemeinschaft und die Fatah-Partei?

Hischam : Ja, das Volk versteht all das. Aber gleichzeitig ist es unterdrückt von den Schikanen, die sein Überleben bedrohen. Niemand kann sagen, bis zu welchem Punkt die Palästinenser gezwungen werden könnten, um für ein Gehalt oder eine Stundung demnächst für die korrumpierten Leute der Fatah zu wählen, obwohl sie wissen, dass es Dreckskerle sind.

Silvia Cattori : Wie hat die Bevölkerung aus dem Gazastreifen es aufgenommen, dass Mubarak Olmert und Abbas mit großem Pomp empfangen hat, während er es abgelehnt hat, die vor kurzem gewählte Hamas-Behörde zu empfangen?

Hischam : Die arabischen Regierungen müssten den Anstand haben, zurückzutreten. Die Palästinenser haben auf Unterstützungsgesten, Mitgefühl gewartet. Nichts! Sie sind mitleidlos. Das junge Mädchen, das sich schreiend in Richtung des Himmels dreht, um ihn anzuflehen, seinem Vater das Leben wieder zurück zu bringen, hat nicht gehört, dass Mubarak oder der König von Jordanien die Verbrecher verurteilt haben.

Silvia Cattori : Wird die Weltgemeinschaft versuchen, weitere blutrünstige Operationen zu verhindern?

Hischam : Die ganze Weltgemeinschaft kann sehen, was Israel mit uns macht. Warum lässt sie es zu? Es gibt genug Informationen, selbst wenn die israelische Propaganda sich stetig dafür einsetzt, sie zu verwirren. Es hat keinen Sinn, die arabischen Staaten oder Europa aufzurufen. Sie haben nie etwas unternommen, um uns aus unserem Gefängnis zu befreien und um Israel daran zu hindern, uns zu massakrieren. Wir hoffen trotzdem weiterhin, dass es arabische Führungskräfte gibt, die fähig sind, Israel zu verurteilen. Wir wissen, dass die arabischen Völker an unserer Seite stehen. Aber sie können uns nicht helfen und sind aufgebracht, da sie sehen, wie ihre korrumpierten Führungskräfte den Vereinigten Staaten unterwürfig sind, folglich auch Israel. Wir wissen, dass alle ehrlichen Bürger der Weltgemeinschaft durch unsere Leiden berührt sind, aber leider haben sich ihre Führungskräfte den Mördern untergeordnet.


Huda Ghalya an den Seiten seines Vaters, der durch ein israelisches TIR auf dem Strand von Gaza, am 9. Juni 2006 getötet wurde (Photo: Ramatan News Agency/File)

Postscriptum, 13. Juni 2006

Während ich dabei war, dieses Interview fertig zu schreiben, wurden in den Nachrichten auf allen Fernsehsendern der Welt schreckliche Bilder gezeigt, von durch die Bombardierung in Gaza von der israelischen Armee auseinander gerissenen Kindern und Erwachsenen. Unter den 11 Toten und 32 Verletzten an diesem Tag waren Kinder und ein Ambulanzhelfer, der den Opfern zu Hilfe gekommen war. Gleichzeitig fing die israelische Desinformationskampagne, wie in diesem Interview oben beschrieben, an. Die Besatzer erklären uns jetzt, dass die Explosion die Schuld von… Hamas war! Diejenigen, die die israelische Propaganda verbreiten, unterlassen es, in angemessener Weise über die Ablehnung des Militär-Analysten von Human Rights Watch zu berichten, der aufgrund von Stücken, die auf dem Strand gesammelt wurden und der Untersuchung der Verletzten bestätigte, dass es sich in der Tat um israelischen Sprengstoff handelte, der die Zivilisten zermetzelt hat. Dieses Lügen durch Unterlassung ermöglicht regelmäßig den Journalisten weltweit, geschützt durch ihre Chefs, durch ihren Mangel an Genauigkeit die öffentliche Meinung zu desinformieren. Diese Desinformation hat zum Ziel, den Widerstand des palästinensischen Volkes, durch Hamas verkörpert, zu kriminalisieren, während Israel, der eigentliche Aggressor, rein gewaschen wird. Die Propaganda von Israel und von jüdischen Organisationen ist in den Medien frei im Umlauf und wird als Nachrichten bezeichnet. Israel spielt die Rolle des Richters und der Geschworenen in diesen Blutbädern und in der Meinungsmanipulation der Fernsehzuschauer.

Silvia Cattori

Übersetzung aus dem Englischen von : Monica Hostettler & Anis Hamadeh



[1Mohammed Dahlan wurde 1961 im Gazastreifen geboren. Er ist der ehemalige Chef der Sicherheitskräfte vom Gazastreifen. Er ist einer der einflussreichsten Persönlichkeiten der Fatah und unterhält enge Beziehungen mit Israel und den Vereinigten Staaten. Er arbeitet seit langer Zeit mit der CIA zusammen.

[2Mahmoud Abbas, den man auch Abu Mazen nennt, wurde im Januar 2006 mit 27 % der Stimmen zum Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde gewählt. Sehen